26 Jan Ein Querdenker im besten Sinne
Im hohen Alter von 91 Jahren ist unser Kollege Klas Ewert Everwyn am 16. Januar in Monheim verstorben, wo er seit 2003 lebte.
Geboren wurde Klas in Köln. Mit 14 Jahren musste er kurz vor Ende des Weltkrieges Soldat werden. Anschließend wurde er ins Oberbergische evakuiert, nach Waldbröl. Hier entdeckte er seine Lust am Schreiben, am Recherchieren historischer Ereignisse, um sie später in spannende Bücher einfließen zu lassen. Seinen vorübergehenden Hauptberuf fand er allerdings zunächst in der öffentlichen Verwaltung in Düsseldorf.
Ab 1960 gab es die ersten größeren Publikationen, bei denen das Oberbergische in vielfältiger Weise eine Rolle spielt. 1981 dann als Freiberufler der Sprung ins „kalte Wasser“, nachdem Klas als junger Autor erste literarische Erfolge feiern konnte. 1966 beispielsweise erhielt er den Literatur-Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. 1986 wurde ihm der Heinrich-Wolgast-Preis zuerkannt. Im gleichen Jahr bekam er den Deutschen Literaturpreis für sein Sachbuch „Für fremde Kaiser und kein Vaterland“, die höchste Auszeichnung für deutschsprachige Jugendbuchautoren.
Es entstanden zahlreiche Erzählungen, Romane und Hörspiele. In seinen Werken hat Klas immer wieder Abhängigkeiten, Gewaltstrukturen und Korruptionen thematisiert – ohne erhobenen Zeigefinger.
Der einfache, der von seinem Arbeitsleben gezeichnete Mensch, hat Klas Ewert Everwyn jederzeit beschäftigt. Deshalb gehörte er wie selbstverständlich zu der legendären „Dortmunder Gruppe 61“ um Max von der Grün. In 2000 produzierte der WDR zu seinem 70. Geburtstag einen Klas-Ewert-Everwyn-Abend mit dem Titel „Vom Träumen der Kleinen Leute“.
Zweifellos war Klas Ewert Everwyn ein ganz besonderer, impulsiver Künstler, ausgestattet mit einem ausgeprägten Eigensinn, mit der Lust am Provozieren, gepaart mit einem Schuss rheinischem Humor. Seine gesellschaftskritische Einstellung hat ihn stets begleitet, auch in der Zeit seines Engagements im VS, als Vorstandmitglied, Delegierter, Sprecher und Kommissionsmitglied. Sein Urteil, sein Rat war gefragt, seine verbalen Attacken auch hin und wieder gefürchtet.
Sein Lebensende hätte er bestimmt mit einem bissigen Kommentar versehen.
Volker W. Degener