16 Mai An vielen Orten zuhause
Literaturpreis für Michael Zeller
Auf ein breites, vielgestaltiges literarisches Lebenswerk kann unser Wuppertaler Kollege Michael Zeller zurückblicken. Dafür wurde ihm jetzt der Hauptpreis zum Georg-Dehio-Buchpreis zuerkannt.
Der gebürtige Breslauer setzt sich seit Jahrzehnten als Schriftsteller mit dem östlichen Europa auseinander, insbesondere mit Polen und der Ukraine. In der Jurybegründung zu dem Buchpreis heißt es: „Insbesondere vor dem Hintergrund des russischen Krieges gegen die Ukraine sind seine Aufzeichnungen aus Charkiw ein Beispiel für einfühlsame Beobachtungen und eine abwägende Sprache, die einer komplexen Vergangenheit dieses Teils Europas wie auch der deutschen Verantwortung gegenüber dieser Region gerecht werden.“
Michael studierte Literatur, Philosophie und Klassische Archäologie und promovierte über Thomas Mann („Väter und Söhne“). 1981 habilitierte er sich über zeitgenössische deutsche Lyrik und arbeitete als Dozent für Literatur und als Literaturkritiker in der FAZ.
Im Wintersemester 2001/2002 gastierte er als „Artist in Residence“ in der Erfurter Universität. 2002 war er als deutschsprachiger Vertreter zum „International Writing Program“ der Universität von Iowa / USA eingeladen.
Seit 1982 ist Michael Zeller freier Schriftsteller. Er veröffentlichte mehrere Romane. Beispielsweise 1990 den Roman „Cafe ́ Europa“, der 1999 auch in polnischer Sprache herauskam. Er erhielt das „Internationale Schriftstellerstipendium“ der Robert-Bosch Stiftung und konnte damit ein ganzes Jahr in Krakau leben. Dort entstanden 2000 auch seine vielbeachteten „Krakauer Geschichten“ und später noch ein weiterer in Polen spielender Roman.
Als erster Gast aus dem Ausland weilte Michael Zeller im September 2019 in der neugegründeten „Literaturresidenz“ im ostukrainischen Charkiw und gestaltete das kulturelle Leben der Stadt mit. 2021 erschien sein Buch „Die Kastanien von Charkiw. Mosaik einer Stadt.“ Nicht nur dieses Werk, sondern auch zahlreiche Gedichte sind in ukrainischer Sprache erschienen.
Das Werk von Michael Zeller zeichnet sich durch Formenvielfalt und eine enorme Breite der Themen aus. Mit ausgeprägter Beobachtungsgabe beschreibt er Menschen, Städte und Ereignisse und schafft damit Bilder von beeindruckender atmosphärischer Dichte.
Den Georg-Dehio-Preis, der mit 10.000,- Euro dotiert ist, stiftet das Deutsche Kulturforum östliches Europa. Die Preisverleihung ist für den 6. Oktober in Berlin vorgesehen.
Mit großer Freude übermitteln wir Michael herzliche Glückwünsche zu seinem Lebenswerk, das mit dieser Auszeichnung keineswegs abgeschlossen ist. Wir wünschen ihm weitere publizistische Erfolge!
Volker W. Degener