Nachruf

Der VS NRW trauert um zwei langjährige Mitglieder.

Benita Glage (1936 – 2023)

Sie wurde 1936 in Memel geboren, in Berlin war sie zu Hause. Ihr Leben war geprägt vom literarischen Schreiben und der Arbeit in der Erwachsenenbildung. Im Jahr 1997 siedelte Glage nach Bonn über, schrieb weiterhin Lyrik, Erzählungen, Romane und Sachbücher. Im Jahr 2000 wurde sie als Drittplatzierte mit dem Wiener Werkstattpreis ausgezeichnet. Benita Glage ist es gelungen, mit ihren Arbeiten dazu beizutragen, dass Frauen und Männer ihr »inneres Haus« finden.

Jost Krüger (1944 – 2023)

Er wurde 1944 in Altastenberg geboren.  Krüger war Theaterregisseur, Drehbuchautor und Dramaturg, hat lange am Theater Dortmund gearbeitet und war Mitbegründer des Hansa Theater Hörde. Jost Krüger war aktives Mitglied der VS Regionalgruppe Dortmund und war in bedeutendem Maße an der Broschüre zum 20jährigen Bestehen ebendieser beteiligt. Mit ihm ging ein Visionär und Macher.

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Zum Tod von Gerd Uhlenbruck am 17. August 2023
von Eva Weissweiler

Er gehörte zum VS wie der Dom zu Köln. Ob auf Lesungen, Festen, Mitgliederversammlungen – er war immer dabei, solange er irgendwie konnte. Eigentlich war er Arzt und Immunbiologe, von 1974 bis 1996 Professor an der Universität. Krebsforschung, Ernährungsmedizin und Sporttherapie, Entwicklung neuer Medikamente und Heilmethoden: all das bedeutete ihm sehr viel. Aber nicht alles. Die Literatur und besonders der Kölner VS waren ihm genauso wichtig.

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Er war dabei, als ich 1990 in die Gruppe kam. Er verteidigte mich gegen die manchmal noch recht forschen Machos unter uns. Er machte mir Mut, ihnen contra zu geben, getreu seinem Motto:

„Frech gesagt ist halb gewonnen!“

1929 in Köln als erster Sohn eines Arztes geboren, war er der kölscheste von uns allen. Wenn es Streit gab, hatte er immer einen kölschen Spruch parat. Oder einen seiner berühmten Aphorismen, von denen er Tausende in seinem Leben geschrieben hat, zum Beispiel:

„Zankäpfel sind wie Fallobst. Meistens ist der Wurm drin, und zwar schon länger.“

Gerd Uhlenbruck war aber nicht nur Mediziner und Dichter, er war auch Boxer, Jogger, Fußballer, Casanova und vor allem: ein guter Freund. Er hatte immer ein offenes Ohr für uns alle, ob es um einen medizinischen Rat, ein menschliches Problem oder berufliche Sorgen ging. Dabei vergaß man manchmal, was er selbst alles durchmachen musste: die Diktatur der ihm abgrundtief verhassten Nazis, die Kinderlandverschickung, die Hitlerjugend, die Verfolgung der Edelweißpiraten, unter denen er enge Freunde hatte, die Einberufung in den „Volkssturm“, die Kämpfe im Hürtgenwald, die Flucht „zo Fooß nach Kölle“, als er erst sechzehn Jahre alt war.

Kein Wunder, dass er nicht immer nur lustig war. Dass er auch seine dunklen, melancholischen Seiten hatte und den Halt, den er anderen gab, manchmal selbst zu verlieren drohte. Manches, was er erzählte, klang recht phantastisch. Aber egal. Denn …

Die Realität ist eine Fiktion …

hieß ein Zitat, das wohl nicht von ihm stammte, das man aber oft von ihm hören konnte.
Der Tod seines jüngeren Bruders Wilhelm, eines bekannten Juristen, hat ihn sehr getroffen, obwohl zwischen den beiden nicht immer nur Harmonie geherrscht haben soll. Aber, so hat er in einem Text von 2015 geschrieben, irgendwann hätten sie sich dann doch noch geeinigt: Eines Tages friedlich in einem Grab nebeneinander zu liegen.

„Game over“, so steht es denn da geschrieben. Mundus vult decipi, die Welt will betrogen werden, würde der Jurist sagen. Und ich würde hinzufügen: Für kurze Zeit sind wir alle unsterblich. Und das ist gut so.


Im Alter von 73 Jahren ist unser Kollege Heinrich Peuckmann am 3. März in Kamen verstorben. Für die meisten Menschen kommt diese traurige Nachricht überraschend, denn man kannte ihn als überaus aktive Person mit vielen ehrenamtlichen Funktionen und neuen literarischen Projekten.

VS NRW Nachruf

Als Lehrer brachte Heinrich seinen Schülerinnen und Schülern am Städtischen Gymnasium in Bergkamen bis 2011 mit großem Einfühlungsvermögen die Literatur nahe. Viel Zeit und Energie setzte er seit 2013 als Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland ein, von 2019 an als dessen Generalsekretär. Seine Amtszeit endete 2022. Er war Mitglied in den Autorenvereinigungen „Das Syndikat“, „Die Kogge“ und im VS.
Hin und wieder sah er sich zu kritischen Äußerungen zum Literaturbetrieb und ihren Akteuren herausgefordert. Wenn es um seine schriftstellerischen und gesellschaftspolitischen Vorstellungen ging, scheute Heinrich nicht das harte Wort. Ganz anders konnte er sich in seinen literarischen Arbeiten präsentieren. Als Autor schrieb er einfühlsame Gedichte, spannungsvolle Romane, berührende Kinder- und Jugendbücher und kluge Essays.
Der Bergmannssohn Heinrich Peuckmann war ein begeisterter Fußballfan, der sich bei Borussia Dortmund sehr wohl fühlte. Er verfasste mehrere Fußballbücher, die ihm eine sonst nicht so leicht erreichbare Leserschaft bescherte. Sein Leben war geprägt von vielen Kontakten zu recht unterschiedlichen Menschen. Denen wie uns fehlt seine Stimme.


Volker W. Degener im Namen des Landesvorstandes in NRW

Im Alter von nur 62 Jahren ist Anfang Februar unser Mitglied Susanne Schaadt nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

VS NRW Nachruf Susanne Schaadt

Sie hinterlässt ein umfangreiches künstlerisches Werk, darunter mehr als 50 Bücher aus dem künstlerisch-pädagogischen Sachbuchbereich, vor allem für Kinder. Darüber hinaus hat sie sich in ihrer Heimatstadt Halle/Westf. durch Seminare und Vorträge einen Namen gemacht sowie als Privatdozentin im Bereich der Malerei.

Der VS NRW und seine Regionalgruppe OWL bedauern ihren viel zu frühen Tod. In allen Kontakten war Susanne neben ihrem fachlichen Können immer ein sehr liebenswerter und freundlicher Mensch, der von vielen vermisst werden wird.

Unser Mitgefühl gilt der Familie.


Sabine Lipan im Namen des Landesvorstandes in NRW

Am 12. Januar 2023 verstarb Franz Kersjes, ehemaliger Landesvorsitzender in NRW der IG  Druck und Papier und später IG Medien (1980 bis 2001).

VS NRW Vorstandsmitglied Volker W. Degener hat einen Nachruf verfasst.

VS NRW Grafik Nachruf

Ich erinnere mich gern an Franz Kersjes. Er war ein sehr beliebter Landesvorsitzender der IG Medien, weil er als gelernter Drucker für viele Menschen und ihre Fragen ein offenes Ohr hatte. Den journalistisch und künstlerisch Tätigen brachte er viel Verständnis entgegen. Nach seinem beruflichen Ausscheiden im Jahr 2001 – Gründung von ver.di – betätigte er sich weiter als Publizist mit einer ausgeprägten pazifistischen Einstellung.

Dem VS war er freundschaftlich zugetan, er unterstützte uns bei unserem Bestreben nach Eigenständigkeit innerhalb der Gewerkschaft, auch was unsere finanzielle Grundlage betraf. Nach seinem Ausscheiden aus der Vorstandsarbeit gehörte er sogar der Gesellschaft für Literatur an und besuchte oft die jährlichen Sitzungen. Für uns war er immer ein wichtiger Partner.

Unter dem nachstehenden Link ist ein Nachruf von Constanze Lindemann zu lesen.

https://verlage-druck-papier.verdi.de/ueber-uns/nachrichten/++co++372e55ba-966e-11ed-957b-001a4a160100

Ein Stück VS-Geschichte hat er geschrieben, Ludwig Verbeek, der die Bonner Regionalgruppe nicht nur mitbegründete, sondern sie sie jahrelang leitete, zeitweise zusammen mit Karin Hempel-Soos. Leidenschaftlich plädierte er dafür, die deutsche Sprache zu pflegen, den Genitiv nicht zu vergessen und Sätze mit Konjunktiv Präsens zu bilden. Argwöhnisch beobachtete er, wie immer mehr Anglizismen in die deutsche Sprache einzogen. Dabei schätzte Verbeek die englische Sprache sehr; Anglistik gehörte zu seinen Studienfächern, und es machte ihm Freude, Englisch zu unterrichten – vor allem am Abendgymnasium. Dort begegnete er Erwachsenen, die gerne lernten, die den Wert der Bildung erkannt hatten.
Ludwig Verbeek betonte oft, die Literatur und andere Künste müssten bestimmten Maßstäben genügen, die Vielfalt des kulturellen Lebens dürfe nicht in die Beliebigkeit führen. Dafür warb er, dafür stritt er. Auf den Sitzungen der Regionalgruppe Bonn diskutierte er gerne über die Kriterien guter Literatur, wobei die Meinungen weit auseinanderliefen. Nach einem Treffen lobte er in einem Brief die “freundschaftliche verbale Streitkultur”.
Am liebsten stand er vor seinem Publikum, um Gedichte vorzutragen, an denen er immer wieder feilte, bis sie seinen Ansprüchen genügten. So wird er uns in Erinnerung bleiben.