Dezember 2020

Sie ist schon lange dabei und immer mit guten Ideen, im Literaturbetrieb und im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di. Anlass für einen Rückblick ist ihr Geburtstag am 13. Dezember.
Geboren in Stralsund, lebt Antje seit fast fünf Jahrzehnten im Rheinland, in Bonn. Wie viele Autorinnen und Autoren hat sie bereits als Schulkind ihre Freude am Schreiben entdeckt. Zur Schriftstellerin wurde sie nach ihrem Einstieg in den Zeitungsjournalismus. Bei den Aachener Nachrichten begann sie als Reporterin und Redakteurin, lernte die gründliche Recherche zu schätzen, die sie später als Sachbuchautorin nutzen konnte. Heute kann man sie als profunde Vertreterin des aktuell postulierten konstruktiven Journalismus bezeichnen.
Als Willy Brandt 1978 das Buch „Frauen heute – Jahrhundertthema Gleichberechtigung“ herausgab, hatte Antje Dertinger das Konzept dazu entwickelt und das Werk lektoriert. Das war der Auslöser für ihre Sachbuchkarriere. Entstanden sind 15 Sachbücher mit zeitgeschichtlichem und gesellschaftspolitischem Inhalt, so beispielsweise „Die bessere Hälfte…“, zudem ein Jugendbuch und ein Tatsachenroman.
Antje verfasste vielbeachtete Frauenportraits. Sie schrieb auch über ihre Begegnung mit der Politikerin Elisabeth Selbert, die eine entscheidende Rolle bei der Schaffung unseres Grundgesetzes spielte, aber in der Geschichtsschreibung zu den „vergessenen Frauen“ gehört, obwohl ihr das Verdienst zukommt, dem Gleichheitsprinzip Verfassungsrang verschafft zu haben.
Seit vielen Jahren engagiert sich Antje im VS, nicht nur als schlichtes Mitglied, sondern auch bei Führungsaufgaben. Von April 1998 bis April 2002 und von Mai 2006 bis September 2008 war die jeweils als Landesvorsitzende in NRW tätig, als Doppelspitze zusammen mit Anna Dünnebier oder Harry Böseke. Bisher hat sie so gut wie keine Mitgliederversammlung versäumt, vielmehr erleben wir sie dort als eine meinungsfreudige, kreative Teilnehmerin.
Dass ihr das auch weiterhin möglich sein möge, das wünscht ihr der Landesvorstand und gratuliert ihr herzlich zum Geburtstag.

Volker W. Degener

Ein Stück VS-Geschichte hat er geschrieben, Ludwig Verbeek, der die Bonner Regionalgruppe nicht nur mitbegründete, sondern sie sie jahrelang leitete, zeitweise zusammen mit Karin Hempel-Soos. Leidenschaftlich plädierte er dafür, die deutsche Sprache zu pflegen, den Genitiv nicht zu vergessen und Sätze mit Konjunktiv Präsens zu bilden. Argwöhnisch beobachtete er, wie immer mehr Anglizismen in die deutsche Sprache einzogen. Dabei schätzte Verbeek die englische Sprache sehr; Anglistik gehörte zu seinen Studienfächern, und es machte ihm Freude, Englisch zu unterrichten – vor allem am Abendgymnasium. Dort begegnete er Erwachsenen, die gerne lernten, die den Wert der Bildung erkannt hatten.
Ludwig Verbeek betonte oft, die Literatur und andere Künste müssten bestimmten Maßstäben genügen, die Vielfalt des kulturellen Lebens dürfe nicht in die Beliebigkeit führen. Dafür warb er, dafür stritt er. Auf den Sitzungen der Regionalgruppe Bonn diskutierte er gerne über die Kriterien guter Literatur, wobei die Meinungen weit auseinanderliefen. Nach einem Treffen lobte er in einem Brief die “freundschaftliche verbale Streitkultur”.
Am liebsten stand er vor seinem Publikum, um Gedichte vorzutragen, an denen er immer wieder feilte, bis sie seinen Ansprüchen genügten. So wird er uns in Erinnerung bleiben.

Wir freuen uns sehr, dass unser Mitglied Christian Tielmann den diesjährigen Preuschhof-Preis für Kinderliteratur für sein Buch „Ein Kaugummi für die Mumie“ erhalten hat. Neben der Expertinnen-Jury hat auch wieder eine Kinderjury mitgewirkt, dieses Mal 300 Grundschülerinnen der Hamburger Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel. Prämiert wurde das beste Erstlesebuch aus dem Jahr 2019. Zitat aus der Jury-Begründung: „Dass Museumsbesuche und Mumien auch im Erstlesebereich eine attraktive Alternative zu den Standardthemen Pferde und Fußball sein können, zeigt dieses originelle und natürlich angemessen gruselige Erstlesebuch. … Für Mädchen und Jungen gleichermaßen ansprechend – und insbesondere auch für ältere Leseanfänger*innen, die noch nicht so viel Text schaffen, attraktiv.“