Februar 2022

Gisela Pauly wurde 1947 In Gronau im Münsterland geboren und wuchs in Münster auf. Ihr Berufsleben begann sie als Lehrerin an einer Berufsschule, 1993 machte sie sich als freie Autorin selbständig. Gisela Pauly gehört zu den Autorinnen der Telenovela Sturm der Liebe, die von der Bavaria für die ARD produziert wird. Parallel dazu schrieb sie Kurzgeschichten, veröffentlichte in Anthologien und arbeitete für den Hörfunk. Sehr populär sind ihre 15 Cosy-Krimis der Serie Mama Carlotta, die auf Sylt spielt. Der erste, Die Tote im Watt, erschien 2007 bei Piper, der vorerst letzte, Lachmöwe, 2021. Gisela Pauly entwickelte noch weitere Roman-Serien und begann 2018 mit der Kinderbuchreihe Die Leuchtturm-Haie.

Von den »Mörderischen Schwestern« wurde sie 2012 für ein Jahr zur Präsidentin gewählt. Als Hörbuch-Sprecherin ist Gisela Pauly außerdem die Stimme von Rasputin, der Leseratte.

An Auszeichnungen bekam sie den Hafiz-Lyrik-Preis der Stadt Düsseldorf, den Satire-Preis der Stadt Boppard, den Shortstory-Preis der Stadt Leverkusen, 2004 die goldene Kamera des SWR für den Kurzfilm Déjà Vu zusammen mit dem Fernsehregisseur Armin Ulrich und 2018 den rtv-Literaturpreis.

Die Liste ihrer Veröffentlichungen ist lang, darum hier nur eine Auswahl:

  • Mir langt’s! – Eine Lehrerin steigt aus. Rasch & Röhring, 1994;
  • Die Klassefrau. Heyne Verlag, 1997;
  • Endlich Mama, Tomus, 2001;
  • Schlafende Hunde, Emons, 2003;
  • Flammen im Sand, Piper, 2010;
  • Die Kurärztin von Sylt, 2014;
  • Wellenbrecher, Piper, 2018;
  • In der Kinderbuchreihe, die Leuchtturm-Haie ist zuletzt erschienen: Käpt’n Matjes und der verschollene Schatz, 2019;
  • In der Romy-Schell-Reihe erschien zuletzt 2006 Doppelt gemordet hält besser und in der Siena-Reihe 2021 Lügen haben lange Ohren.

Dirk von Kügelgen

Fahimeh Farsaie wurde 1952 in Teheran geboren, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete ab 1970 als Redakteurin und Film- und Literaturkritikerin für verschiedene iranische Zeitungen. Dabei war sie auch als Auslandskorrespondentin in London tätig.

Wegen ihrer Vorliebe für kritisch-engagierte Kunst und Literatur war sie unter dem Schah-Regime 18 Monate im Gefängnis. Unter dem Khomeini-Regime wurde sie wegen einer Erzählung gegen den Krieg verfolgt und musste fliehen. Seit 1993 lebt sie in Deutschland im Köln-Bonner Raum und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die taz, den Freitag, die Deutsche Welle und den Saarländischen Rundfunk. Darüber hinaus ist sie Unicef-Botschafterin und engagiert sich ehrenamtlich für Flüchtlinge.
2012 wurde ihr Theaterstück Das giftige Grün am Westfälischen Landestheater uraufgeführt, 2004 schrieb sie das Drehbuch zu Asche der Liebe.

Sie erhielt den iranischen Fernsehpreis Tamascha für junge Autoren, den Barans-Fond-Preis für die Literatur im Exil und, 2019, die Literaturförderung Kunstsalon Deutschland, ebenfalls 2019 das Literaturstipendium der Stadt Köln mit einem dreimonatigen Aufenthalt in Istanbul, ferner das Heinrich-Böll-Fonds-Stipendium und die Drehbuchförderung des Filmbüros NRW.

Fahimeh Farsaie ist Mitglied des Internationalen P.E.N.-Zentrums

Von ihr erschienen sind:

  • Vergiftete Zeit, 1991;
  • Die Flucht und andere Erzählungen, 1994;· Hüte dich vor den Männern mein Sohn, 1998;
  • Die gläserne Heimat, 1989 (auch in englischer Sprache) Neuauflagen 2016, 2018;
  • Nassrins öst-westliche Nacht, 2018;
  • Eines Dienstags beschloss meine Mutter Deutsche zu werden, 2006, Neuauflagen 2016, 2018.

Dirk von Kügelgen

Wenn er Menschen mochte, hat er sie bei Begegnungen gerne hochgehoben. Das tat er so lange, bis es ihm der Arzt verbot; da war Rolfrafael Schröer bereits in seinen 80ern. Und nicht nur die Schreibenden, Lesenden und Vermittelnden – er hat die ganze Literatur hochgehoben.

Vor über 40 Jahren hatte er die bis dahin von niemandem gedachte Idee, eine Einrichtung zu schaffen, die auf unterschiedlichste Weisen Sprachkunst an den Mann und an die Frau bringen sollte – ob mit Hilfe eines Literaturtelefons oder auf einem Poetenwanderweg. Diese Einrichtung war das Literaturbüro NRW, das er gründete und bis 1989 leitete, gemeinsam mit Lore Schaumann, die zahllose hoffnungsvolle Nachwuchsautorinnen und -autoren bei ihren Manuskripten beriet. Dieses erste Literaturbüro überhaupt diente schnell als Vorbild, allein an Rhein und Ruhr entstanden bald vier weitere; bis heute sind sie für die Vermittlung von Literatur unverzichtbar.

Der schnelle und nachhaltige Erfolg des Literaturbüros NRW hatte sehr stark mit der Person seines Erfinders und Leiters zu tun. Am 4. Dezember 1928 in Dresden geboren, verbrachte Rolfrafael Schröer seine Kindheit in Meißen. Als 16jähriger musste er in den letzten Kriegstagen noch Soldat werden; er sah, wie seine Geburtsstadt zerstört wurde. Mit 17 wurde er von den Sowjets ins Zuchthaus Bautzen gesperrt. Nach seiner Freilassung war er, der als Kind davon geträumt hatte, Tänzer zu werden, auf einem anderen Gebiet künstlerisch aktiv: Er entwarf Schmuck und wurde Graveur. Nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik arbeitete der vielfach Begabte und Interessierte u.a. als Erzieher in Bethel.

Aber schon in den 60er Jahren erschienen auch erste literarische Texte von ihm. Rolfrafael Schröer war niemand, der gerne im stillen Kämmerlein blieb – er liebte Gesellschaft und Auftritte, ob als Pantomime, Schauspieler oder Vortragender auf Lesebühnen. Neben Lyrik publizierte er Prosa, Dramen und Hörspiele, insgesamt rund 20 Bücher, darunter „Schaufelschnulzen für Reibeisenstimme“ und „Zeitalter der Ameise“.

Literatur war für ihn eine Reaktion auf die Vielfalt des Lebens, sie bot kein kategorisches Ja oder Nein, sondern bestand aus Farben, Klängen, skurrilen Abwegen, aus Menschen in ihrer ganzen Leiblichkeit, Traurigkeit, Gemeinheit, Prächtigkeit und Heiterkeit. Darauf stieß er gerne an, mit Künstlerkolleginnen und -kollegen, mit dem Publikum und bevorzugt mit Grappa (weshalb er mitunter auch Rolfrafael genannt wurde).

Seine vielfältigen, hochfliegenden Ideen hat er erstaunlich oft in die Tat umgesetzt – ob als Leiter des Literaturbüros oder ab 1989 als Gründer und Leiter des Künstlerdorfs Schöppingen im Münsterland. Wer hätte die jeweilige Vielfalt an Talenten besser zusammenbringen und voranbringen könne als Rolfrafael Schröer!
Seit 1997, in einem Alter, in dem andere ruhiger werden, war er mit seiner Frau Sigrun Rost als Rezitator im Dienste der Literatur unterwegs, er wies temperamentvoll und eindringlich das Publikum auf andere AutorInnen hin, bekannte wie unbekannte.

Für sein literarisches und literaturvermittelndes Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und zuletzt mit der Trude-Droste-Gabe der Stadt Düsseldorf. Am 27. Januar ist er, wie jetzt von seiner Familie mitgeteilt wurde, mit 93 Jahren in Münster gestorben.

Die Literatur in diesem Land hat dem umtriebigen, ideenreichen, humorvollen Rolfrafael Schröer sehr viel zu verdanken. Wir werden nicht mehr seinesgleichen sehen.

(Der Verfasser dieses Nachrufs ist seit 1998 Nachfolger von Rolfrafael Schröer als Leiter des Literaturbüros NRW)