02 Feb WDR-Rundfunkrat: Literatur ohne Stimme?
Nach Plänen der Landesregierung soll das WDR-Gesetz u. a. dahingehend geändert werden, dass die Zahl der Sitze im Rundfunkrat reduziert und damit der Sitz des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) in NRW trotz seiner aktiven Gremienarbeit gestrichen wird. Der Verband setzt sich nicht nur für ein attraktives Kultur- und Bildungsprogramm beim WDR und in der ARD ein, sondern auch für die Belange kulturinteressierter Menschen aller Altersgruppen, für junge Medien, für eine literarische Bandbreite von Experimenten bis zu Klassikern.
Die geplante Gesetzesänderung macht nach Einschätzung des Landesvorstandes des VS NRW schmerzlich klar, dass die Kultur immer dann, wenn etwas wegfallen soll, als Erstes attackiert wird. Kultur und mit ihr die Literatur sind aber ein wichtiges Fundament dieser Gesellschaft und eine tragende Säule der Demokratie.
Vorrangige Aufgabe der Rundfunkratsmitglieder ist die Aufsicht über Programm und Finanzen des WDR, wobei zugleich eine größtmögliche Vielfalt der Berufsvertreter und Bürgerinnen und Bürger gewahrt werden soll. Während alle künstlerischen Berufe wie Theater, Musik und bildende Kunst vertreten sind, soll die Literatur demnächst außen vor bleiben. Ersetzt werden soll sie durch die IG Metall und IG Bergbau. Offizielle Begründung: Die Änderung trage so der Rolle Nordrhein-Westfalens als Industrieland Rechnung.
Mit dem Wegfall des Sitzes des VS NRW im Rundfunkrat hätte die Literatur, hätten alle literarisch interessierten Bürgerinnen und Bürger dieses Landes keine sichere Vertretung mehr im Aufsichtsratsgremium des WDR, der doch immerhin – auch – ein Kultursender ist (und hoffentlich bleiben wird).
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in den Programmen des WDR und auch durch die geplante Streichung des VS-Sitzes im Rundfunkrat zeigen sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller in NRW sowie die Literaturinteressierten des Landes jetzt besorgt:
Droht – mit schwerwiegenden Folgen für Demokratie und Bildung – ein verheerender Kulturabbau in den Medien des „Industrielandes“?
Im Sinne von Kultur, freiem Wort und Literatur und im Auftrage der Bürgerinnen und Bürger in NRW muss der VS NRW deshalb seinen Sitz und seine Stimme im Rundfunkrat des WDR behalten!